Die Krokodile der Familie Wandaogo, 2003
Regie: Britta Wandaogo (60 min)

Deutscher Filmpreis 2003 / Sonderformate


Stab

Produzenten: Herbert Schwering, Christine Kiauk
Buch/Regie: Britta Wandaogo
Kamera/Ton: Oliver Schwabe, Britta Wandaogo
Schnitt: Gesa Marten, Britta Wandaogo
Musik: Rahime Diallo, Onejiru

Regieanmerkungen

“Die Wandaogos waren einst eine Königsfamilie in Burkina Faso. Schon immer gelten die Krokodile als Schutzherren und Glücksbringer der Familie. Auch wenn sich das Familienleben ständig ändert, sind die Krokodile geblieben. Für die “Alten" am Krokodilsee sind die Opfer-zeremonien Teil ihres Lebens und Würdigung der Krokodile. "Die Krokodile, das sind unser Ur-Urgroßväter.....", sagen sie. Mein Mann Salif versucht als ältester Sohn den Verpflichtungen seiner Familie zu entsprechen. So verschieden seine Erinnerungen an die Familiensage sind, so beharrlich versucht er, den Traditionen gerecht zu werden. Mit unserer Tochter Kaddi reisen wir jeden Winter auf den Familienhof und sind für ein paar Wochen Teil der Großfamilie, die den Kampf ums Überleben jeden Tag neu zu bestehen hat. Für unsere Kölner Kleinfamilienidylle bedeutet das Aufeinandertreffen von Fremdem und Vertrautem auf jeder Reise eine neue Herausforderung. Komplikationen und Hindernisse sind vorprogrammiert. Nicht nur mein Mann, hin und her gerissen zwischen deutscher und burkinischer Familie, verändert sich total. Unsere Tochter wird komplizierter, das Familienleben funktioniert auf anderer Frequenz. Afrika ist für Europäer kein Spaß. Übersprungshandlungen strapazieren die Toleranz. Jedes mal frage ich mich: Warum bin ich wieder hier? Warum kann mein Mann seine “kleine“ Familie nicht in Afrika leben? Warum denken wir so gegeneinander?

Warum, warum, warum? Eins ist sicher: Wenn du west-afrikanischem Boden betrittst, wird alles anders kommen, als erwartet. Die Lebensart der Europäer findet sich überall wieder. Die Jüngsten stehen dazwischen, beobachten und nehmen sich von allem das Schönste. Niemand kümmert es, solange alles halbwegs funktioniert. Wenn du dich einem Menschen nähern willst, näherst du dich auch dir selbst. Genauso kann ein Mensch vor der Kamera nur soviel von sich zeigen, wie du mit deiner eigenen Präsenz auch zulässt. In unserer europäischen Welt bedeutet Sehen gleich Erkenntnis und gilt Verstehen automatisch als Wissen. In Afrika ist das ein Irrtum. Wenn ein Europäer davon spricht, was er sieht, redet ein Afrikaner von dem, was er nicht sieht. Mit jeder Reise nach Burkina Faso nähere ich mich dem Alltag der Königskinder und dem Mythos der Krokodile.“

Britta Wandaogo
Köln, 2003

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