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Ben erzählt II


Hand aufs Herz - Videotagebuch 1999
Aufgezeichnet von Ben N. (15)
Herausgegeben von Oliver Schwabe
Redaktion: Horst Königstein
Hi8, 45 min


Ben ist 15, hört gern HipHop und verlässt das Haus selten ohne Skateboard. Ben lebt zuhause - aber von den Eltern frei erzogen, vielleicht zu frei. Nach Gymnasium und Realschule ist er auf einer Hauptschule gelandet, selbst Schuld, wie er sagt, das bringe die Faulheit eben mit sich. Außerdem habe er Probleme mit Autoritäten. Aufgrund kleiner "Aktionen" muß er Sozialstunden auf einem Reiterhof leisten.

Ein Jahr lang war die Videokamera Bens Vertrauter, ein Freund, der zuhört und keine Widerworte gibt.
Ben möchte sich zusammenreißen, sein Leben wieder unter Kontrolle kriegen; er hat Pläne: Sozialstunden machen, Mathe lernen, um den Realschulabschluß auf der Hauptschule zu schaffen, zum Zahnarzt gehen, sein Zimmer weiß streichen und endlich eine richtige Freundin finden.

Seine Pubertät führt durch Verwirrung, Zärtlichkeit, Geschrei und Gezänk. Sie ist eine Grenzerfahrung und Übergangszeit, in der man vom Leben zurechtgebogen wird, sich allein gelassen aber nicht verlassen fühlt. Der existentielle Beat zwischen Heldenanbetung (Schauspieler/ MC/ Skate-Weltmeister) und dem Gefühl, selbst ein Held zu sein, pulsiert mit hohem Rhytmus.

Hand aufs Herz
beleuchtet nicht Jugendkultur 1999, sondern zeigt, was ein einzelner Jugendlicher denkt, was ihn beschäftigt und wie er ganz persönlich das ausgehende Jahrtausend erlebt.


Ben in Hand aufs Herz:

"Ich hab erstmal dieses Problem, daß ich total faul bin und nix auf die Reihe kriege und mein Durchhaltevermögen ist auch nicht so ausgeprägt und wenn mich was langweilt, dann mach ich das auch nicht. So kam es, daß ich vom Gymnasium, wo ich die 5 Klasse verbracht hab, auf eine Realschule kam. Da hab ich das dann aber auch nicht gepackt und bin dann auf eine Aufbaurealschule gekommen, wo ich aber nach dem Probehalbjahr auch direkt rausgeflogen bin- ja und jetzt bin ich auf ´ner Hauptschule, ja und da bin ich jetzt ...!"

"Ich muß mich echt mal unter Kontrolle halten und ein bischen Ordnung in mein Leben kriegen!"

"Warum geben Mädels einem immer erst das Gefühl, daß sie wollen und dann nachher ...? Das ist ein Ego-Ding, glaub ich, das sind Egoisten, das ist es! Die brauchen das einfach, ihr Selbstbewußtsein basiert darauf. Ich glaub das ist so ein geheimer Code, den sich alle Mädels gegeben haben. Das wird denen in die Wiege gelegt: Jungs - fertig machen ! Das ist doch echt scheiße!"



Ich lernte Ben ca. 2 Jahren vor dem Videotagebuch durch Zufall kennen und merkte, wie wenig ich doch über die aktuelle Jugend, deren Werte, Sprache und Codes wusste. Hinzu kam, dass Ben sich nicht sonderlich darum kümmerte, was gerade 'in´ war, er ging seinen eignenen Weg, machte was ihm Spass macht. Natürlich fühlte sich Ben in seinem 'Anderssein´ bestätigt, als ich ihn fragte, ob er nicht Lust habe, ein Jahr lang ein Videotagebuch zu führen.

Das Jahr war für uns beide oft schwierig - für mich, weil ich aufgrund seiner Sprunghaftigkeit immer damit rechnen musste, dass er kurzerhand die Lust an dem Projekt verliert und für Ben, weil er anfangs aufpasste, mir keinen zu privaten Einblick in sein Leben zu gestatten - doch je mehr wir uns gegenseitig vertrauten, desto mehr erfuhr ich über ihn durch seine aufgenommenen Cassetten, die ich mir fast wöchentlich abholte. Inszenierungen fanden nicht statt. Bat ich ihn bestimmte Aspekte in seinen Videos deutlicher zu machen, so ließ sich Ben nicht immer darauf ein. Ben hatte immer die Kontrolle über das Material, das er mir gab. Er filmte und erzählte der Kamera nur Dinge, die für ihn von Wichtigkeit waren.
Hand aufs Herz ist dadurch authentisch und zeigt den Alltag eines mittlerweile erwachsenen Jungen, einerseits widersprüchlich und fragmentarisch, andererseits ungewohnt offen und unvergleichlich nah.


Aufführungen/Ausstrahlungen:

23.12.1999, N3
28.12.1999, 3sat
12.11.2001, 3sat
Duisburger Dokumentarfilmfest 2000
Kasseler Dokumentar- und Videofestival 2000